top of page

Driving home for Christmas

  • Autorenbild: Sandra Maria
    Sandra Maria
  • 3. Dez. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Juli

Inmitten des überfüllten ICEs von Berlin nach München erklingt die rauchige Stimme von Chris Rea durch meine Schallschluckkopfhörer. „Driving Home for Christmas, I can’t wait to see those faces“, singt er, begleitet von der altbekannten Melodie, während ich in Gedanken versinke. Die Schneelandschaft zieht draußen vorbei, und „with a thousand memories“ erklingt in meinen Ohren. Mein Magen verkrampft sich, denn die Weihnachtsfeiertage waren in der Vergangenheit oft weniger besinnlich – auch durch mein eigenes Zutun. Streitereien, Erwartungen und die immer gleichen Fragen beim Geschenkeauspacken unterm Christbaum und beim Weihnachtsessen lösen Stress aus: Ich falle in alte Muster zurück.


Wir ziehen uns beim Streit in unsere Kindheitsemotionen zurück

Vermutlich kennt jeder diese Momente, in denen wir scheinbar in alte Muster zurückfallen. Destruktives Verhalten oder Gedankenmuster, von denen wir dachten, sie längst überwunden zu haben.

Je länger ich zuhause bei meinen Eltern bin, desto wahrscheinlicher falle ich in kindliche Verhaltensmuster zurück. Das kann einerseits wunderbar sein, wenn regelmäßige Mahlzeiten von Mama und alte Geschichten von Papa meine Seele nähren. Manchmal fühlt es sich aber auch wie eine Falle an: Eine bestimmte Frage löst Ärger aus, und plötzlich finde ich mich in altbekannten Mustern meiner Kindheit wieder.

Hilfreich ist es, sich aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und zu hinterfragen, wann es zuvor Streit mit der Familie gab und welche eigenen wunden Punkte dabei eine Rolle spielten. In stressigen Situationen greifen wir auf alte Muster zurück, weil sie vertraut sind. Das nennt die Psychologie das Übertragungsphänomen. An Weihnachten, wenn das Stresslevel hoch ist, fallen wir besonders leicht in kindliche Muster zurück.


Dieses Jahr soll das anders werden, aber wie?


Mein Hack für ein entspanntes Weihnachtsfest


Natürlich wäre eine Familientherapie sinnvoll, um alte Themen aufzuarbeiten und das Weihnachtsfest im nächsten Jahr harmonischer zu gestalten. Doch ich weiß, dass es schwierig ist, in diesen Zeiten einen Therapieplatz zu bekommen. Was also tun, um Konflikte zu minimieren und nicht in alte Muster zu verfallen? Hier sind einige Hacks für die Vorweihnachtszeit und die Feiertage, die du alleine oder mit Freunden ausprobieren kannst.

Mein persönlicher Hack für ein entspanntes Weihnachtsfest mit deiner Familie: Das sogenannte Rehearsal Dinner.

Mein persönlicher Hack für ein entspanntes Weihnachtsfest mit der Familie: Das sogenannte Rehearsal Dinner.

Vielleicht kennst du das "Rehearsal Dinner" aus amerikanischen Filmen, wo das Hochzeitsessen vorher geprobt wird. Mein Tipp: Spiele das bevorstehende Weihnachtsessen mit Freunden durch, quasi wie ein Krimi-Dinner. Es gibt vielleicht den politisch rechts orientierten Opa oder die Schwiegermutter, die immer etwas zu nörgeln hat. Wir kennen das Skript für solche Situationen. Wenn wir das Essen achtsam mit Freunden durchspielen, haben wir eine andere Perspektive auf das bevorstehende Weihnachtsfest.

Wenn dann beim Weihnachtsessen die gefürchteten Situationen eintreten, können wir mit einem Grinsen den Braten genießen, statt mit verbaler Faust zu antworten.

Du kannst souveräner auf kritische Kommentare reagieren, weil du es vorher geübt hast. Vorbereitung hilft, sich gewappnet zu fühlen und die eigenen wunden Punkte zu kennen. Wenn meine Schwiegermutter ungefragt ihre Inneneinrichtungstipps mitteilt, erinnere ich mich ans Rehearsal Dinner und bleibe im Hier und Jetzt. Verletzungen aus der Kindheit verschwinden dadurch nicht, kontrollieren aber nicht mehr mein Verhalten.

Ich finde es auch legitim, einen Streit zu verlassen, wenn er nicht mehr konstruktiv verläuft. Manchmal hilft es, einen Schritt zurückzugehen, um später über eine Lösung zu diskutieren. Vielleicht schlafen wir erst eine Nacht darüber. Am nächsten Tag können wir nochmal reden und uns darauf einigen, dass wir unterschiedliche Standpunkte haben – let’s agree to disagree.


Persönliche Erfahrungen aus meinem Rehearsal Dinner


Der Zug fährt weiter über die verschneiten Schienen Richtung Heimatstadt, die sich verändert hat und doch gleich geblieben ist. Das empfinde ich als beruhigend, denn ich kenne die wunden Punkte und Schwierigkeiten, die ich mitbringe. Das Probeessen mit Freunden hat mir gezeigt: Es ist beruhigend, dass jede Familie ihre eigenen Themen hat. Danke an meine Freunde für die emotionale Begleitung durch die Feiertage und die gemeinsamen "Psychotricks." <3

Und manche Konfliktsituationen lassen sich nicht ohne Hilfe von außen lösen. Ein Probeessen mit Freunden ist mein persönlicher Hack, um das Weihnachtsessen für mich entspannter zu machen. Wenn Konflikte dich stark belasten und Symptome wie Schlafprobleme oder Ängste auftreten, suche therapeutische Hilfe. Höre immer auf dich selbst und entscheide, wann dies notwendig wird.

photo_2020-11-05_14-57-54.jpg

Hi, schön, dass du hier bist!

Ich bin Sandra – Psychologin, Wahlberlinerin, 29, und immer irgendwo zwischen Overthinking und Achtsamkeit.


Auf mindfulmess schreibe ich über das chaotisch-schöne Leben in den 20ern und über mentale Gesundheit – ehrlich, persönlich und psychologisch fundiert.

Ich will zeigen, dass Wissen aus der Psychologie alltagstauglich, verständlich und manchmal sogar tröstlich sein kann.


Nebenbei beschäftige ich mich mit nachhaltigem Leben und der Frage, wie wir mit uns selbst und unserer Umwelt achtsamer umgehen können – ohne den Anspruch, alles richtig zu machen.

​

Wenn du also manchmal das Gefühl hast, das Leben müsste „ordentlicher“ laufen – willkommen im Club. Und willkommen bei mindfulmess.

Keine Beiträge verpassen.

Danke für die Nachricht!

  • Instagram
  • Pinterest
  • Tick Tack

Teile deine Gedanken mit mir

Danke für die Nachricht!

Impressum     Datenschutz     AGB

© 2020 pearlsofhoney

bottom of page