Tipps für die Psyche: Was tun gegen den Coronablues?
- Sandra Maria
- 11. Jan. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Aug. 2021
Die Infektionszahlen gehen rauf, die Möglichkeiten auszugehen, gehen runter, dazu ist es ab nachmittags dunkel. Das ist der Boden, auf dem Depressionen und Angststörungen gedeihen können [1] [2]. Für viele Menschen sind die erneuten Beschränkungen in Kombination mit der dunklen Jahreszeit eine hohe Belastung für die Psyche. Wie kann man also mentale Probleme erkennen und sich selbst sowie anderen helfen?

Inhalt
Irgendwie habe ich mich an die meisten Einschränkungen im Corona-Alltag inzwischen gewöhnt - und trotzdem belasten sie mich auch. Oft fühle ich mich müde und erschöpft. Ich denke weil wir inzwischen schon so lange durchhalten müssen, fällt es mir zunehmend schwerer, mich für die Maßnahmen zu motivieren. Im letzten Frühjahr noch konnte ich mir sagen: "Okay, wir halten jetzt für eine begrenzte Zeit durch." Dieses Gefühl ist mir inzwischen abhanden gekommen. Die dunkle Jahreszeit kommt dann erschwerend hinzu, weil wenig Tageslicht die Tendenz depressive Symptome zu entwickeln und betrübt zu sein verstärken kann. Das liegt daran, dass dann das Verhältnis der Botenstoffe Serotonin und Melatonin aus dem Gleichgewicht gerät. Hinzu kommt dann die während der Pandemie aufgestaute Erschöpfung, die viele Menschen seit Monaten mit sich herumtragen. Umgangssprachlich nennen wir das oft Winterblues, in Kombination mit der Maßnahmenmüdigkeit ist es dieses Jahr wohl eher ein Corona-Blues.
Hilfe holen bei Angst und Depression

Vorab eine Bitte von mir: Seid achtsam mit euch selbst und euren Freund*innen und Verwandten. Nehmt mögliche Anzeichen psychischer Probleme ernst. Die Bedrohung durch Corona führt dazu, dass sich viele Menschen zurückziehen und irgendwie durchzuhalten versuchen…das ist bei psychischen Beschwerden jedoch nicht ratsam.
→ Wenn du dich mehr als zwei Wochen lang anders als normal fühlst, zögere nicht, dich in der Sprechstunde einer psychotherapeutischen Praxis beraten zu lassen.
Mögliche Belastungssymptome
Dass die eigene Belastungsgrenze überschritten ist, kann sich an unterschiedlichen Belastungssymptomen zeigen. Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit und sozialer Rückzug sind klassische Warnsignale für eine depressive Phase. Dinge, die immer Spaß gemacht haben, fühlen sich plötzlich belastend an oder bereiten keine Freude mehr. Problematisch ist es auch, wenn die Angst die Oberhand gewinnt und sich jemand immer mehr aus Familienleben, Arbeitswelt und sozialen Beziehungen zurückzieht. Bleiben solche Gefühle länger als zwei, drei Wochen oder kehren innerhalb von drei Monaten wellenartig immer wieder und halten auch wochenlang, sollte auf jeden Fall professionelle Hilfe gesucht werden.
Ein paar weitere mögliche Belastungssymptome habe ich Dir in der Grafik zusammengefasst:

Wenn du dich mehr als zwei Wochen lang anders als normal fühlst, zögere nicht, dich in der Sprechstunde einer psychotherapeutischen Praxis beraten zu lassen.
Ein wichtiges Zeichen ist auch, wenn deine Ressourcen oder Stärken nicht mehr weiterhelfen. Ich empfehle immer: Greif lieber früher als später auf eine psychologische Beratung zurück. Ein Gespräch kann auch schon präventiv helfen, um im Alltag besser gerüstet zu sein. Die aktuelle Zeit ist nicht leicht und das kann Auswirkungen haben. Nimm dich selbst wichtig und deine Gefühle ernst.
Empfehlungen um deine Psyche zu schützen
Natur Klingt banal, aber Zeit in der Natur zu verbringen hilft dem eigenen Wohlbefinden. Und das geht auch noch während der Pandemie.
DIY-Projekte Die Zeit ist auch deshalb schwierig, weil wir keine Kontrolle haben, was als nächstes passiert. Da hilft es ein wenig selbst aktiv zu werden und Sachen zu machen, die im Umgang mit der Pandemie helfen (z.B. Gesichtsmasken selbst nähen).
Lieben Menschen schreiben Kontakte sind eingeschränkt, viele vermissen ihre Freund*innen und Familie. Ob Postkarte, Brief oder Whatsapp: Ein kleiner Gruß zeigt, dass wir nicht alleine sind.
Licht Der Winter ist dunkel. Das kann nochmal anstrengender werden, wenn man viel zu Hause ist. Mach es dir gemütlich zu Hause. Nutze Licht, wo es geht. Oder wie man in Dänemark sagen würde: Mach es hyggelig.
Gemeinsam einsam Auch wenn man nicht zusammen Filme schauen kann, geht es zumindest digital. Es gibt Plugins wie Teleparty mit denen man synchron Filme schauen kann. Ist zwar nicht das Gleiche wie ein gemeinsamer Filmabend, aber vielleicht ein wenig Ersatz.
Feier Offline-Parties sind gerade nicht die beste Idee & viele sind vermutlich mittlerweile was genervt, in einem anderen Zoom-Meeting zu hängen, aber dennoch: Zelebriere die schönen Momente. Mach eine kleine Feier. Mit dir selbst oder digital mit anderen.
Ab ins Museum Verschiedene Museen bieten digitale Rundgänge an. So kann man selbst während der Pandemie den Sonntag im Natural History Museum in London oder im National Museum of Modern and Contemporary Art verbringen.
Solidarität Die Krise trifft alle, aber die Krise trifft nicht alle gleich. Das gilt für Deutschland und die ganze Welt. Nutze die Zeit und überlege, wie du andere unterstützen kannst. Sei es durch Spenden, Zeit oder Ehrenamt.
[1] Baumann, Pierre (Hg.) (1993): Biologische Psychiatrie der Gegenwart. Vienna: Springer Vienna.
[2] Lacoste, V. (1993): Vitamin D, Winterschlaf und Winterdepression. In: Pierre Baumann (Hg.): Biologische Psychiatrie der Gegenwart. Vienna: Springer Vienna, S. 272–274.
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