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Mein Kopf, ein Comic – nur dass ich die Pointe nie verstehe

  • Autorenbild: Sandra Maria
    Sandra Maria
  • 20. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 7 Tagen


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Manchmal frage ich mich, ob ich alles nur erfinde

Es reicht ein produktiver Tag und zack, mein Gehirn fängt an zu zweifeln: „War ich vielleicht einfach nur faul? Übertreibe ich das alles?“ Es ist verrückt, wie schnell sich das eigene Hirn selbst gaslighten kann, wenn der innere Struggle heute mal nicht wie gestern aussieht.


Besonders, wenn man so lange daran gewöhnt war, sich zu maskieren, fühlt sich das „Unmasking“ total komisch an. Fast fremd. Fast falsch.


Ich wurde (anders als viele andere Frauen) bereits in meiner Kindheit diagnostiziert. Aber nur weil dieser Tiefpunkt und meine Schwierigkeiten sichtbar waren, heißt das nicht, dass mein ganzes Leben jetzt davon geheilt ist und unbedingt weniger maskiert aussieht.


Im Gegenteil: Therapie hat mir einen Methodenkoffer fürs Leben mitgegeben, aber auch Maskierungen fest verbaut. Wenn ich anfange, meine Neurodivergenz bewusst ernst zu nehmen und mich nach ihr auszurichten, wird vieles leichter.. Genau das ist ja der Punkt: Ich muss nicht 24/7 zusammenbrechen, um meine Bedürfnisse rechtfertigen zu dürfen.


Und ja, es ist okay, wenn sich das Entmaskieren seltsam anfühlt. Es ergibt total Sinn nach einem Leben voller Anpassung und Konditionierung.


ADHS-Medikamente sind nicht die Lösung

Meine Medikamente haben mir über viele Jahre geholfen, klarer zu denken, den Lärm im Kopf zu durchbrechen und endlich wieder richtig durchzuatmen. Aber sie sind eben nicht die ganze Lösung, so sehr ich mir das auch wünschen würde. Sie bringen mir nicht bei, mit meinen Schamgefühlen umzugehen. Oder mit Rejection Sensitivity. Sie synchronisieren nicht meinen Alltag mit meinem Zyklus. Sie bauen mir keine Systeme für den Alltag, die wirklich zu mir passen. All das musste ich selbst lernen: Auf den Grundlagen, die die Medikation mir ermöglicht hat. Es war ein Anfang, aber das Leben drumherum musste ich selbst erlernen.


„Man merkt doch gar nicht, dass du ADHS hast“ ist kein Kompliment

Jedes Mal, wenn mir jemand sagt: „Man merkt dir das gar nicht an“, schreit innerlich etwas in mir. Niemand meint das böse oder möchte mich damit verletzen. Ich weiß das. Aber es erinnert mich schmerzlich daran, wie sehr ich mich über Jahre anpassen musste, um „neurotypisch“ zu wirken und mich dabei selbst fast verloren habe.


Was ich oft nach Außen zeige, ist keine Leichtigkeit. Und manchmal hat das wenig damit zu tun, wer ich wirklich bin. Es ist verdammt viel Aufwand. Ich habe unzählige Male Blickkontakt geübt, Worte genau abgewogen, den Ton meiner Stimme angepasst. Das ist keine Authentizität sondern pures Überleben in einer Gesellschaft, die nicht für mein Gehirn gemacht ist. Und jedes Mal, wenn jemand meine Maske lobt, fühlt sich mein „Ich“ darunter noch ein Stückchen weiter entfernt von mir und meinen Mitmenschen an.


Manchmal fühlt sich mein echtes Leben an wie eine Nebengeschichte

Ich verbringe so viel Zeit im Kopf. In meiner Welt, in der ich Gespräche rehearse, Beziehungen aufbaue, alternative Realitäten erfinde, weil sie sicherer sind als das Chaos da draußen.

Ich habe gelernt, dass das einen Namen hat: Maladaptives Tagträumen. Es geht nicht ums einfache Abschweifen. Es ist ein Ausbruch in eine Welt, in der ich Kontrolle habe, in der ich Fehler sieben Mal neu machen kann, bis ich es gelöst habe.


Aber je mehr Zeit ich in dieser Welt verbringe, desto schwerer fällt mir das Ankommen in der echten Realität mit meinen Mitmenschen. Und irgendwann fängt alles an zu bröckeln.


Hyperfokus ist nicht immer ein Geschenk

„Wow, du bist ja total produktiv! Ist das deine ADHS-Superpower?“ – Ja. Und nein.

Hyperfokus kann kreativ sein. Inspirierend. Aber er kann auch bedeuten: Vergessen zu essen. Geld ausgeben, das man nicht hat. Nachrichten ignorieren, weil man mental woanders festsitzt.


Ich habe schon durchgehustled, Nächte durchgearbeitet, Deadlines verpasst und das alles für etwas, das sich im Moment wichtig anfühlte, es aber gar nicht war. Von außen sieht das manchmal beeindruckend aus. Aber hinter den Kulissen ist es chaotisch, einsam, schwer zu kontrollieren. Und manchmal einfach nur... zu viel.


Du bist nicht allein.

Falls du dich in all dem wiederfindest: Hey du <3. Ich seh dich. Ich weiß, wie einsam Neurodivergenz sich manchmal anfühlen kann. Umso wichtiger ist es, dass wir Räume schaffen, in denen wir einander finden.


Denn manchmal ist es nicht „du bist falsch“, sondern: Du hast einfach noch nicht deine Menschen gefunden.

Kommentare


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Hi, schön, dass du hier bist!

Ich bin Sandra – Psychologin, Wahlberlinerin, 29, und immer irgendwo zwischen Overthinking und Achtsamkeit.


Auf mindfulmess schreibe ich über das chaotisch-schöne Leben in den 20ern und über mentale Gesundheit – ehrlich, persönlich und psychologisch fundiert.

Ich will zeigen, dass Wissen aus der Psychologie alltagstauglich, verständlich und manchmal sogar tröstlich sein kann.


Nebenbei beschäftige ich mich mit nachhaltigem Leben und der Frage, wie wir mit uns selbst und unserer Umwelt achtsamer umgehen können – ohne den Anspruch, alles richtig zu machen.

Wenn du also manchmal das Gefühl hast, das Leben müsste „ordentlicher“ laufen – willkommen im Club. Und willkommen bei mindfulmess.

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