ADHS verstehen: 12 Grundlagen, die du kennen solltest
- Sandra Maria
- 15. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Juli
1. Was ist ADHS?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine genetisch beeinflusste, neurobiologische Entwicklungsverzögerung. Sie verändert die Art und Weise, wie das Gehirn Reize verarbeitet und beeinflusst Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Selbstregulation.
🧠 Psychologischer Einschub: ADHS wird heute als Entwicklungsstörung der Selbststeuerung verstanden – mit einem Reifungsrückstand von bis zu 30 %. Quelle: Barkley, R. A. (2015). Attention-Deficit Hyperactivity Disorder: A Handbook for Diagnosis and Treatment.
2. Das Gehirn unter Strom: Die ADHS-Edition
Im ADHS-Gehirn läuft die Kommunikation zwischen Hirnregionen nicht nach dem gewohnten Muster. Die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin wirken verändert – das betrifft vor allem den Frontallappen, zuständig für Planung, Emotionsregulation und Priorisierung.
🔬 Forschungsbasis:Bildgebende Verfahren zeigen eine veränderte Aktivität im präfrontalen Kortex.Quelle: Faraone et al. (2015), The World Federation of ADHD International Consensus Statement.
3. Wer bekommt ADHS?
Vergiss das alte „Zappelphilipp“-Klischee – ADHS kennt kein Geschlecht, keine Altersgrenze, keine Schublade. Symptome zeigen sich meist schon in der Kindheit, werden aber bei Mädchen und Frauen häufig übersehen oder erst spät erkannt.
4. Erwachsensein mit ADHS
ADHS ist keine Kindheitsstörung. Viele Betroffene tragen sie ein Leben lang mit sich – oft gut kompensiert oder durch Komorbiditäten (wie Depressionen oder Angststörungen) überlagert.
📌 Wichtig:ADHS bei Erwachsenen bleibt oft unerkannt. Späte Diagnosen sind jedoch kein Einzelfall, sondern Alltag.Quelle: Kooij et al. (2010). European consensus statement on diagnosis and treatment of adult ADHD.
5. Das bunte Spektrum der Symptome
ADHS zeigt sich vielseitig: chronisches Zuspätkommen, emotionale Impulsivität, extreme Stimmungsschwankungen, Hyperfokus oder Reizfilterschwierigkeiten. Jeder Mensch mit ADHS hat sein eigenes Muster.
6. ADHS ist nicht gleich ADHS
Es gibt drei Typen:
Vorwiegend unaufmerksam
Vorwiegend hyperaktiv-impulsiv
KombiniertDer Begriff „ADS“ wird oft verwendet, wenn keine Hyperaktivität vorliegt – ist aber kein offizieller medizinischer Terminus.
7. Wenn das Gehirn offline geht
Man kann sich ADHS vorstellen wie ein Gehirn mit WLAN-Löchern. Manche Verbindungen sind gestört – vor allem dort, wo es um Fokus, Impulshemmung und Motivation geht.
8. ADHS ist vererbbar – aber nicht nur
ADHS hat eine starke genetische Komponente. Es „läuft in Familien“. Aber auch Umwelteinflüsse (Stress, Ernährung, frühkindliche Erfahrungen) beeinflussen Ausprägung und Verlauf.
🧬 Genetik-Fakt:Zwillingsstudien zeigen eine Erblichkeit von ca. 76 %.Quelle: Thapar et al. (2013). What have we learnt about the causes of ADHD?
9. ADHS ist nicht immer ADHS
Schlafmangel, Traumafolgestörungen oder hormonelle Dysbalancen können ähnliche Symptome verursachen. Eine fundierte Diagnostik ist essenziell – und oft komplex.
10. Multimodale Therapie
Die beste Behandlung ist individuell. Sie kann Medikamente, Verhaltenstherapie, Coaching und Alltagshilfen umfassen – immer abgestimmt auf die Lebensrealität der Betroffenen.
💊 Therapie-Hinweis:Die Kombination aus medikamentöser und psychosozialer Therapie gilt als Goldstandard.Quelle: NICE Guidelines (UK), ADHD: diagnosis and management (2018)
11. Die positiven Seiten von ADHS
ADHS ist nicht nur ein Sammelbecken an Herausforderungen. Viele Betroffene sind kreativ, empathisch, mutig und leidenschaftlich. Mit den richtigen Tools können sie ihre Besonderheiten als Stärken nutzen.
💡 Stärken-Perspektive:Statt "Defizit" lieber von "neurodivergenter Verarbeitung" sprechen.Quelle: Armstrong, T. (2011). The Power of Neurodiversity.
12. Worte der Weisheit
Expert:innen, Betroffene, Therapeut:innen – alle tragen zum wachsenden Verständnis von ADHS bei. Wir stehen am Anfang eines Perspektivwechsels: Weg vom Defizit, hin zur Vielfalt.
Fazit: Ein wilder Ritt – aber nicht allein
Das war ein Crashkurs in ADHS 101. Voller Umwege, Überraschungen – und ungeahnter Schätze. Umarme deine Eigenheiten, erkenne deine Muster, finde deinen Umgang.Und das Wichtigste: Du bist nicht allein auf dieser Reise.










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