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Wie man wirklich da ist – ohne große Fragen

  • Autorenbild: Sandra Maria
    Sandra Maria
  • 2. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Nicht schon wieder: "wie gehts dir?"

Warum die Frage manchmal mehr Distanz schafft – und was wir stattdessen fragen können

Die Frage „Wie geht’s dir?“ ist ein Klassiker – aber manchmal fühlt sie sich mehr nach Small Talk an als nach echtem Interesse.Oder schlimmer: wie eine kleine emotionale Prüfung.Denn was, wenn ich es selbst nicht weiß? Wenn ich es gerade nicht fühlen will? Oder nicht in drei Sätzen zusammenfassen kann?

Ich habe mich gefragt, warum mich diese Frage in manchen Momenten so sehr stresst – obwohl sie doch eigentlich Ausdruck von Fürsorge sein soll. Und was wir stattdessen sagen könnten, wenn wir wirklich Verbindung schaffen wollen.



Warum „Wie geht’s dir?“ oft nicht reicht

Psychologisch betrachtet ist die Frage „Wie geht’s dir?“ zu unspezifisch. Sie aktiviert oft automatische Höflichkeitsantworten („Gut, danke. Und dir?“), ohne dass wir wirklich in Kontakt mit uns selbst – oder miteinander – kommen.

Sie kann auch inneren Druck erzeugen: 📌 Ich sollte jetzt wissen, wie es mir geht. 📌 Ich müsste jetzt bereit sein, das zu teilen. 📌 Ich habe Angst, zu viel oder zu wenig zu sagen.

Gerade für neurodivergente Menschen, für Menschen in Krisen oder einfach in einem innerlich diffusen Zustand ist die Frage eine kleine Überforderung. Sie fordert eine emotionale Bestandsaufnahme, ohne dafür den sicheren Rahmen zu schaffen.


Was echte Verbindung stattdessen braucht

Verbindung entsteht oft nicht durch große Fragen, sondern durch kleine Gesten. Durch Neugier, durch Mitgefühl, durch gemeinsames Schweigen oder durch eine Einladung zum echten Dasein.Hier sind ein paar Wege, die sich – für mich – ehrlicher, liebevoller und weicher anfühlen:


1. Gib zuerst etwas von dir

Wenn du etwas Persönliches teilst, öffnest du den Raum – ohne zu fordern.

„Ich habe in letzter Zeit echt Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren und gut zu schlafen. Ich weiß, es geht vorbei – aber es ist gerade anstrengend. Wie ist es bei dir so?“

Diese Art von Check-in erlaubt dem anderen, mit Resonanz zu antworten – oder auch einfach nur mitzuschwingen.


2. Frag spezifisch

Je konkreter die Frage, desto leichter ist der Zugang. Und desto wahrscheinlicher wird ehrliche Antwort entstehen.

„Was hat dich heute beschäftigt?“„Wie fühlt sich dein Kopf gerade an?“„Gibt’s irgendwas, das dich gerade trägt – oder auch nervt?“„Was war ein kleiner Lichtblick in deiner Woche?“

3. Biete Zeit, nicht Analyse

Anteilnahme muss nicht nach einer Lösung klingen. Manchmal reicht es, da zu sein – ohne ein Gespräch zu „wollen“.

„Ich wollte nur sagen, dass ich an dich denke. Du musst nicht antworten – ich wollte dich nur spüren lassen, dass du mir wichtig bist.“

4. Sei neugierig statt kontrollierend

Echte Neugier schafft Nähe, ohne Druck. Du gibst der anderen Person die Wahl, wie tief sie einsteigen möchte.

„Ich frag mich, was dir gerade hilft, durch den Tag zu kommen.“„Hast du etwas Schönes gelesen oder geschaut in letzter Zeit?“

Das ist keine emotionale Abfrage – sondern eine Einladung zur Begegnung.


5. Teile eine gemeinsame Aktivität

Verbindung entsteht auch außerhalb von Gesprächen – manchmal sogar besser.Ein Filmabend via Zoom, ein Spaziergang mit Kopfhörern, ein Post-It im Briefkasten – das alles sagt: Ich bin da.Auch ohne Worte.

„Lust, am Wochenende einen Film zusammen zu schauen? Ich bring die Snacks – du bringst dich.“

6. Biete Unterstützung, ohne Erwartungen

Manchmal ist es einfacher, etwas anzunehmen, wenn es nicht an eine Rückmeldung gekoppelt ist.

„Ich bin hier, wenn du reden willst – aber du musst nicht. Ich mag dich sowieso.“

Psychologische Perspektive: Was Nähe wirklich schafft

In der Bindungspsychologie spricht man von „emotional attunement“ – einer Form von Resonanz, bei der ich mich auf das innere Erleben des anderen einstimme, ohne es benennen oder lösen zu müssen.Das schafft echte Verbindung – nicht durch große Worte, sondern durch Präsenz.

Auch aus Sicht der Gesprächspsychotherapie (Rogers) entsteht heilsamer Kontakt nicht durch Nachfragen, sondern durch bedingungslose positive Zuwendung, Empathie und Echtheit. Kurz gesagt: Du musst nicht alles wissen – du musst nur da sein.


Mein Fazit

Vielleicht geht’s gar nicht darum, bessere Fragen zu stellen – sondern darum, bessere Beziehungen zu pflegen. Beziehungen, in denen es okay ist, mal nicht zu antworten. In denen Schweigen nicht peinlich ist. In denen „Ich denk an dich“ genauso viel zählt wie „Wie geht’s dir?“

Kommentare


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Hi, schön, dass du hier bist!

Ich bin Sandra – Psychologin, Wahlberlinerin, 29, und immer irgendwo zwischen Overthinking und Achtsamkeit.


Auf mindfulmess schreibe ich über das chaotisch-schöne Leben in den 20ern und über mentale Gesundheit – ehrlich, persönlich und psychologisch fundiert.

Ich will zeigen, dass Wissen aus der Psychologie alltagstauglich, verständlich und manchmal sogar tröstlich sein kann.


Nebenbei beschäftige ich mich mit nachhaltigem Leben und der Frage, wie wir mit uns selbst und unserer Umwelt achtsamer umgehen können – ohne den Anspruch, alles richtig zu machen.

Wenn du also manchmal das Gefühl hast, das Leben müsste „ordentlicher“ laufen – willkommen im Club. Und willkommen bei mindfulmess.

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