Burn-Out Prävention im Wald
- Sandra Maria
- 8. Feb. 2021
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Aug.

Stress im Alltag macht unzufrieden und nachweislich krank. Wenn Du die Natur zur Stressprävention für dich entdecken kannst, dann kannst Du Dir regelmäßig eine Auszeit gönnen.
Was auf den ersten Blick esoterisch anmutet, rückt tatsächlich immer mehr in den Fokus von Psycholog*innen: Waldbaden zur Stressbewältigung und Burn-Out-Prävention.
Unsere Städte sind permanent überfüllt, der Wohnraum knapp und der 24/7-Takt des digitalen Zeitalters verursacht Stress. Kein Wunder, denn es gibt immer weniger Orte physisch und psychisch zu entschleunigen.
Stress im Alltag macht unzufrieden und nachweislich krank [1]. Wenn Du die Natur zur Stressprävention für dich entdecken kannst, dann kannst Du Dir regelmäßig eine Auszeit gönnen, neue Kraft schöpfen und einen klaren Blick für neue Herausforderungen bekommen.
Also raus aus dem Hamsterrad und rein in den Wald!
Inhalt
Stress kann krank machen
Stress entsteht vor allem durch ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Umwelt und den persönlichen Ressourcen. Das klingt jetzt erstmal nach psychologischem Fachgeschwafel. Gemeint ist zum Beispiel, dass wir uns vor allem dann gestresst fühlen, wenn wir überfordert im Beruf sind, Ärger mit Freund*innen und Kolleg*innen haben oder nicht wissen, wie wir mit einer Situation am Besten umgehen können.
Das liegt dann meist daran, dass uns (noch) die passenden Bewältigungsstrategien, Möglichkeiten und Fähigkeiten fehlen, um mit den aktuellen Umweltanforderungen umzugehen. Psycholog*innen nennen die Bewältigungsmöglichkeiten die jede*r* von und gegen Stress einsetzt auch Coping-Strategien [2] [3].
Natürliche Stressprävention mit Dr. Wald
Die Verbindung zur Natur kann eine hilfreiche Coping-Strategie sein, denn wer sich regelmäßig im Wald bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen mit Pflanzen umgibt, der schult nicht nur die eigene Wahrnehmung, sondern auch die Fähigkeit sich selbst gezielt zu beruhigen und damit zu entspannen [4].

Unser einheimischer Wald ist meiner Meinung nach die beste Zutat für einen freien Kopf und psychisches sowie physisches Wohlergehen.
Im Zusammenhang mit natürlicher Stressbewältigung und Gesundheit beschäftigen sich Forscher*innen seit 1982 in Japan und auch in Wien mit ShinrinYoku [5].
ShinrinYoku ist eine aus Japan stammende Lehre für mehr innere Ruhe, Achtsamkeit und zur Schärfung der Selbstwahrnehmung.
ShinrinYoku ist eine aus Japan stammende Lehre für mehr innere Ruhe, Achtsamkeit und zur Schärfung der Selbstwahrnehmung. Übersetzt heißt es so viel wie "Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes". In Deutschland kennen es die meisten aber eher unter dem Begriff "Waldbaden". In den letzten Jahren entwickelt es sich neben dem klassischen Wandern und bereits etablierten Entspannungsangeboten wie Yoga zum echten Wellness-Trend [6].
Aufenthalte in der Natur wirken positiv auf den menschlichen Organismus.
Warum gerade das Waldbaden sich zum Trend entwickelt hat und so entspannend wirkt lässt sich einfach erklären: Das Nervensystem hat im Wald weniger zu filtern und weniger Sinneseindrücke auf einmal zu verarbeiten als im urbanen Gebiet. Dadurch können wir uns besser konzentrieren und zur Ruhe kommen. Waldbaden entspannt uns. Das zeigt sich auch in messbaren Effekten durch einen niedrigeren Blutdruck oder durch ein sinkendes Stresshormonlevel im Blut beim Waldbaden. Aufenthalte in der Natur wirken positiv auf den menschlichen Organismus [7] [8].
Entschleunigung in der Natur

Das bewusste Wahrnehmen der Umgebung bei einem Spaziergang im Wald hat nachweislich einen positiven Einfluss auf die Psyche [9]. Warum das so ist und wie Waldbaden tatsächlich Einfluss auf die mentale Gesundheit von Menschen nimmt wird zunehmend auch von Wissenschaftler*innen betrachtet.
"If forest bathing was a pill, drugmakers would be touting it as the next wonder droug." - Dr. Jason Holland.
Studien zeigen, dass durch den Aufenthalt im Wald die positiven Einflüsse der Waldatmosphäre auf den Menschen sowie auf seine geistige und seelische Gesundheit genutzt werden [10]. Beim Waldbaden steht die bewusste Entschleunigung im Zentrum. Es geht nicht darum eine bestimmte Strecke in einer bestimmten Zeit zurückzulegen, sondern die natürliche Umgebung bewusst zu erleben. Dadurch tritt der Alltag in den Hintergrund, das Gedankenkarussell wird gebremst und der Fokus auf die Gegenwart wird gestärkt [11].
Den Wald mit den Sinnen wahrnehmen
Im Mittelpunkt steht immer das Erleben der Natur und die eigene Wahrnehmung, wie der Wald auf uns und unseren Körper wirkt.
Viele denken jetzt wahrscheinlich zunächst an Spaziergänge unter Bäumen. Beim Waldbaden gibt es aber viele Facetten. Im Mittelpunkt steht immer das Erleben der Natur und die eigene Wahrnehmung, wie der Wald auf uns und unseren Körper wirkt.
In der sehr naturbelassenen Umgebung wird beim Waldbaden geübt wieder die nahezu ungestörten Außeneindrücke entspannt mit allen Sinnen wahrzunehmen. Im Unterschied zu Meditations-Techniken geht man hier also weg von rein körperlichen Eindrücken wie der Atmung oder dem Gehen. Beim Waldbaden wird die Wirkung von Natur auf den Körper geübt. Parallel dazu gibt es in Wald Resorts wie dem Nationalpark Hainich Theorieeinheiten über Stress, wie man Stress erkennt und auch damit umgehen kann [12]. Das Waldbaden besteht also nicht nur aus dem Erleben und Tun, sondern auch aus der Reflektion.
Das Waldbaden besteht also nicht nur aus dem Erleben und Tun, sondern auch aus der Reflektion.
Ideen für Waldbaden im Alltag
Der Wald verschafft dem Menschen mehr als nur Ruhe, denn Waldbaden kannst du gezielt als Coping-Strategie gegen Stress einsetzen. Diese Erkenntnis hat mir geholfen Waldaufenthalte bewusster als Methode zur Entspannung zu nutzen. Besonders in stressigen Uniphasen, wenn ich Schwierigkeiten habe abends abzuschalten, helfen mir 15 Minuten Spaziergang durch eine grüne Umgebung zu entspannen.
Die Dauer des Waldaufenthaltes ist dabei nämlich weniger wichtig als die Qualität der Wald-Erlebnisse. Beobachte deine Umgebung auf deinem Spaziergang achtsam. Wenn du anfangs unsicher bist, worauf du dich konzentrieren sollst, können folgende Ideen dir vielleicht weiter helfen:

Diese Natureindrücke wirken besonders entspannend:
Geräusche wie Vogelzwitschern oder Blätterrauschen
Anblicke, wie mächtige Baumstämme, grüne Baumkronen, Beeren- und Blütenpflanzen
Düfte des Waldes
Worauf wartest du noch? Rein in den Wald und ausprobieren! Ich wünsche dir viel Ruhe und Entspannung beim Ausprobieren. :)
[1] Morey, J., Boggera, I., Scott, A. & Segerstrom, S. (2015). Current Directions in Stress and Human Immune Function. Curr Opin Psychol., 1(5), 13–17. https://doi.org/10.1016/j.copsyc.2015.03.007
[2] Kaluza, G. (2014). Gelassen und sicher im Stress. Das Stresskompetenz-Buch: Stress erkennen, verstehen, bewältigen (5., korr. Aufl.). Berlin: Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-642-41677-4
[3] Kaluza, G. (2015). Stressbewältigung. Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Berlin/Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
[4] Groenewegen, P., van den Berg, A., Vries, S. de & Verheij, R. (2006). Vitamin G: effects of green space on health, well-being, and social safety. BMC Public Health. Verfügbar unter: https://bmcpublichealth.biomedcentral.com/articles/10.1186/1471-2458-6-149
[5] Schmitt, I. (2015). Waldbaden Definition. Verfügbar unter: http://www.waldbaden.org/definition-waldbaden/
[6] Arauner, S. (2018). Shinrin yoku: die heilsame Wirkung von Waldbädern, Japandigest. Verfügbar unter: https://www.japandigest.de/reisen/natur/shinrin-yoku/
[7] Antonelli, M., Barbieri, G. & Donelli, D. (2019). Effects of forest bathing (shinrin-yoku) on levels of cortisol as a stress biomarker: a systematic review and meta-analysis, 8(63), 1117–1134. https://doi.org/10.1007/s00484-019-01717-x
[8] Ideno, Y., Hayashi, K., Ueda, K., Hiroyasu, I., Mitsuhiko, N., Lee, J.-S. et al. (2017). Blood pressure-lowering effect of Shinrin-yoku (Forest bathing): a systematic review and meta-analysis. BMC Complement Altern Med, 1(17), 409. https://doi.org/10.1186/s12906-017-1912-z
[9] Song, C., Ikei, H., Park, B.-J., Lee, J., Kagawa, T. & Miyazaki, Y. (2018). Psychological Benefits of Walking through Forest Areas. Int. J. Environ. Res. Public Health, 17(4). Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/1660-4601/15/12/2804
[10] Morita, E., Fukuda, S., Nagano, J., Hamajima, N., Yamamoto, H., Iwai, Y. et al. (2007). Psychological effects of forest environments on healthy adults: Shinrin-yoku (forest-air bathing, walking) as a possible method of stress reduction. Public Health, 121(1), 54–63. https://doi.org/10.1016/j.puhe.2006.05.024
[11] Furuyashiki, A., Tabuchi, K., Norikoshi, K., Kobayashi, T. & Oriyama, S. (2019). A comparative study of the physiological and psychological effects of forest bathing (Shinrin-yoku) on working age people with and without depressive tendencies. Environmental Health and Preventive Medicine volume, 24. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1186/s12199-019-0800-1
[12] WaldResort - Am Nationalpark Hainich GmbH. (2020). Walbaden. Zugriff am 08.02.2020. Verfügbar unter: https://www.shinrinyoku.de/waldbaden.html
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