Ruin the friendship? Oder einfach weitermachen?
- Sandra Maria
- 11. Okt.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Und manchmal gibt es da diese eine Person, bei der du lange glaubst, du wärst sicher, weil es Freundschaft heißt. Weil sie lacht, wenn du lachst und mit dir schweigt, wenn die Last des Lebens gerade zu schwer ist, um sie mit Worten zu tragen. Und irgendwann merkst du, dass die Freundschaft sich anders anfühlt. Und dann entstehen Verletzungen in diesem Zwischenraum, in dem die Grenzen der Freundschaft verschwimmen. Du merkst, dass eure emotionalen Klimazonen verschieden sind. Du bist Frühling: Warm, offen, voller Bedeutung. Sie ist eher November: Kühl, grau, still. Und du versuchst lange, den Unterschied zu ignorieren. Bis du merkst: Es tut weh, wenn du die Einzige bist, die die Temperatur misst.
Manchmal ist genau das der Moment, in dem Limerence beginnt. Nicht, weil du dir etwas einbildest, sondern weil die Fantasie verführerisch klarer ist als die Realität: Dort antwortet sie weich, dort sieht sie dich, dort vermisst sie dich. Aber die Realität sagt dir: Vielleicht wollte sie nie mehr. Vielleicht warst du nur die Einzige, die die Unschärfe zwischen euch gespürt hat. Und das ist kein Fehler, sondern menschlich. Liebe ist selten synchron. Gefühle landen nicht immer gleichzeitig.
Und dann stehst du da, in dieser unsichtbaren Lücke zwischen zwei Herzen, und fragst dich:„Riskiere ich es? Oder lasse ich es los, bevor ich mich selbst verliere?“
Und genau dort, in dieser Zwischenwelt, entscheidet nicht die andere Person, was aus der Geschichte wird, sondern du. Nicht ihre Antwort, sondern dein Selbstwert. Nicht ihre Kälte, sondern deine Klarheit.

Wenn Freundschaft leise knistert
Manchmal ist da diese Schwelle zwischen Freundschaft und etwas, das sich nur wie Freundschaft verkleidet hat, obwohl es längst mehr ist. Und du spürst es. Nicht mit dem Kopf, sondern mit diesem warmen Ziehen in der Brust, das leiser wird, wenn du versuchst, es wegzuerklären, und lauter, sobald du ehrlich zu dir wirst.
Es gibt diese eine Frage, die sich oft erst spät in der Nacht zeigt. Zwischen zwei Nachrichten, die zu lang brauchen. Zwischen Blicken, die zu schnell wieder wegschauen.
„Soll ich es sagen? Oder ruiniere ich damit alles und verliere eine Freundschaft?“
Taylor Swift hat mit Ruin the Friendship einen Nerv getroffen, weil viele von uns genau diese Geschichte kennen. Diese unscharfe Grenze zwischen Freundschaft und mehr. Dieses „Wenn ich's nicht sage, werde ich’s vielleicht für immer bereuen… aber wenn ich’s sage, war’s das vielleicht mit uns.“
Und irgendwo dazwischen steht man selbst. Mit Herzklopfen und zwei equally scary Optionen.
Limerence: Wenn Fantasie sicherer ist als Realität
Es gibt ein psychologisches Wort für dieses Zwischenland: Limerence. Dieser Zustand, in dem du ein ganzes Leben mit jemandem in deinem Kopf führst. Nur damit du es in der Realität nicht riskieren musst.
In der Fantasie sagen sie immer „ja“. In der Fantasie fühlt sich alles leicht an.In der Fantasie bist du mutiger, schöner, besser, perfekter.
In der Realität? Da könntest du verlieren. Oder zurückgewiesen werden. Oder noch schlimmer: Recht haben, dass du nie genug bist.
Und so bleibst du also dort, wo es sicher ist: In deinem Kopf.
Die bittere Wahrheit ist: Fantasien halten dich warm. Aber sie halten dich auch fest.
Die bittere Wahrheit ist: Fantasien halten dich warm. Aber sie halten dich auch fest.
Wenn Schweigen dich stagnieren lässt
Limerence fühlt sich an wie ein weicher Nebel, aber er hat eine harte Konsequenz: Er hält dich davon ab, ein echtes Leben zu führen.
Du wartest darauf, „besser“ oder endlich "gut genug" zu sein. Mutiger, selbstbewusster, fertig geheilt. Du wartest auf den richtigen Moment.
Doch der richtige Moment kommt selten. Weil du ihn nicht suchst, sondern fürchtest.
Und plötzlich lebst du ein Leben, in dem du niemanden verlierst…aber auch niemanden wirklich gewinnst.
Wenn der falsche Moment mehr verletzt als der Mut
Natürlich: Es gibt auch die andere Seite.
Manchmal gesteht man seine Gefühle zur falschen Zeit oder aus den falschen Gründen.
Aus Angst. Aus Einsamkeit. Aus Hunger nach Bestätigung.
Das ist selten Liebe. Meistens ist es das Füllen eines leeren Raums im Herzen.
Psychologischer Einschub: Bindungsforschung zeigt, dass Menschen in Phasen von emotionalem Hunger eher impulsiv handeln, Nähe überstürzen oder Verbindungen idealisieren (Campbell & Stanton, 2019). Der Impuls fühlt sich stark an, aber er kommt aus einem Mangel, nicht aus Verbundenheit.
Und Handlungen aus Mangel brennen meist schneller nieder, als wir sie aussprechen können.
Die Pizza-Küche-Metapher — oder warum dein Selbstwert entscheidet
Stell dir Folgendes vor:
🥫 Deine emotionale Küche ist leer.
Nichts drin. Kein Essen, kein Gefühl von Sicherheit, kein Selbstwert, der dich satt macht.
Dann klopft jemand an und bietet dir eine Pizza an. Sie ist vielleicht kalt. Vielleicht schlecht. Vielleicht gar nicht dein Geschmack.
Aber du nimmst sie. Nicht, weil sie gut ist, sondern weil du Hunger hast.
🍲 Jetzt stell dir vor, deine Küche wäre voll.
Du hast Nahrung. Wärme. Selbstwert. Zutrauen in dich selbst.
Der gleiche Mensch steht wieder da, gleiche Pizza, gleicher Deal. Und du sagst:
„Nein danke.“
Nicht, weil du arrogant bist. Sondern weil du satt bist. Und satt sein verändert, WAS du wählst und WEN du wählst.
Psychologischer Einschub: Eine Meta-Analyse mit über 21.000 Personen zeigt: Selbstwert und Beziehungsglück beeinflussen sich gegenseitig. Wer sich selbst wertschätzt, wählt gesündere Beziehungen und gesunde Beziehungen stärken wiederum den Selbstwert (Erol & Orth, 2016).
Ruin the friendship
💗Wann es Zeit ist, die Freundschaft zu riskieren
Du solltest die Freundschaft riskieren, wenn…
…die Zuneigung zwischen euch nicht mehr in Freundschaftssprache passt.Wenn jede Umarmung ein bisschen länger dauert, jedes Gespräch ein bisschen weicher wird, und es sich anfühlt, als würdet ihr beide absichtlich nicht darüber sprechen.
…du merkst, dass Schweigen mehr Schmerz verursacht als Ehrlichkeit. Dass nicht zu sagen, was du fühlst, sich wie ein täglicher kleiner Verrat an dir selbst anfühlt.
…du nicht hoffst, dass die andere Person dich „rettet“, sondern weißt, dass du die Verantwortung für deine Gefühle schon trägst. Reife Liebe beginnt immer bei dir.
…die Verbindung schon jetzt so tief ist, dass sie entweder wachsen darf oder sich auflöst, weil sie sich nicht mehr klein machen kann.
… du nicht aus Hunger, sondern aus Fülle handelst. Nicht, weil du Bestätigung brauchst,sondern weil du teilen willst, was du in dir hast.
… du die Möglichkeit eines „Nein“ aushalten kannst, ohne daran zu zerbrechen.
… du diese Person magst und nicht nur die Fantasie in deinem Kopf.
… du innerlich schon weißt, dass Schweigen schmerzhafter wäre als Klarheit.
In diesem Zustand bist du auf festem Boden. Hier riskierst du nicht aus Panik, sondern aus Wahrheit.
Und manchmal ist es romantischer, mutiger und menschlicher, den Schritt zu gehen, obwohl du Angst hast. Weil das Risiko selbst eine Form von Liebe ist: Ich lege meine Wahrheit zwischen uns und du darfst damit vorsichtig sein.
Psychologisch gesehen sprechen wir hier von authentischer Selbstoffenbarung. Es ist ein zentraler Mechanismus für Bindung, Intimität und Vertrauen. Manchmal ist der Moment, in dem wir uns verletzlich zeigen, der eigentliche Beginn der Beziehung, nicht ihr Ende.
💔Wann du besser schweigen solltest
Romantik ist wunderschön – aber nicht heilsam, wenn sie kompensiert statt verbindet.Du solltest die Freundschaft nicht riskieren, wenn:
…du dich nur einsam fühlst und Verbindung suchst, egal mit wem.
…du hoffst, dass Gefühle eine kaputte Dynamik reparieren könnten.
…du von der Reaktion der anderen Person emotional abhängig bist. (Das wäre keine Liebe, sondern ein Nervensystem, das Halt sucht.)
…du innerlich willst, dass der andere eine Entscheidung für dich trifft.
...du dich minderwertig fühlst und hoffst, dass die Antwort dich repariert
...du Bestätigung willst
...du retten, heilen oder gebraucht werden willst
...du tatsächlich in einer Fantasie lebst, die nichts mit der realen Verbindung zu tun hat
Denn das wäre kein Liebesmut, sondern Flucht.
✨Und hier kommt der romantischste Gedanke von allen✨
Manchmal riskierst du die Freundschaft nicht, weil du hoffst, etwas zu gewinnen, sondern weil du begriffen hast, dass wahre Verbindung nur dort entstehen kann, wo zwei Menschen sich erlauben, gesehen zu werden.
Liebe ist nicht nur das Gefühl, das dich zu jemandem zieht. Liebe ist die Entscheidung, sich selbst nicht länger zu verstecken.
Vielleicht ist es genau dann, wenn du denkst „Ich könnte so viel verlieren“, dass du zum ersten Mal spürst, wie viel da wirklich ist.
Die entscheidende Frage ist nicht: „Mag er/sie mich?“
Sondern: „Warum will ich das gerade?“
Bevor du den Sprung wagst, frag dich:
Fülle ich gerade ein Loch in meinem Herzen oder öffne ich eine Tür zu einer neuen Verbindung?
Suche ich romantische Verbindung oder eine Betäubung gegen Einsamkeit?
Will ich diese Person oder will ich bestätigt werden?
Will ich Nähe oder will ich einfach nicht mehr allein sein?
Habe ich eine „volle Küche“ oder hoffe ich, dass sie mir etwas bringt, das ich selbst nicht habe?
Wenn du diese Fragen ehrlich beantworten kannst, bist du schon halb über die Schwelle gegangen.
Was auch immer passiert: Du wirst wachsen
Wenn du es sagst und es klappt: Wundervoll.
Wenn du es sagst und die Beziehung zerbricht: Schmerzhaft, aber ehrlich.
Wenn du schweigst, weil du weißt, dass es aus Mangel käme: Mutig.
Wenn du wartest, bis du aus Fülle in eine Richtung weitergehst: Weise.
Nichts davon macht dich falsch. Alles davon macht dich menschlich.
Vielleicht schreibe ich all das auch, weil ich selbst einmal an genau dieser Schwelle stand. Nicht lange. Nicht heimlich. Sondern in einem einzigen Moment, der alles verschoben hat. Ein Moment, in dem ich etwas fühlte und dann merkte, wie wenig davon zurückkam.
Ich glaube, am meisten hat mich nicht verletzt, was gesagt wurde, sondern wie wenig. Wie jemand, der deine langen Sätze mit einem einzigen Punkt beendet. Wie ein Raum, der plötzlich kleiner wird, obwohl man dachte, man könnte sich darin ausbreiten.
Und ich habe begriffen, dass Mut nicht immer darin liegt, ein Gefühl auszusprechen. Manchmal liegt Mut auch darin, zu akzeptieren, dass zwei Menschen dieselbe Verbindung unterschiedlich spüren. Dass Wärme nicht immer beantwortet wird, weil manche Menschen zu sehr in ihrem Kopf und nicht im Herzen leben. Dass Nähe kein Beweis für ein Herz ist. Und dass man niemanden dazu bringen kann, tiefer zu fühlen, nur weil man selbst ein tiefer Ozean ist.
Vielleicht ist das die Wahrheit, die ich mitnehme: Dass nicht jede Geschichte zu zweit geschrieben wird. Dass manche Menschen uns berühren, ohne dass sie bleiben wollen oder können. Und dass es ein Akt von Selbstachtung ist, die Fantasie gehen zu lassen, wenn die Realität dir keine Hand reicht. Egal ob in Freundschaft oder mehr.
Ich habe gelernt, dass man niemanden „verlieren“ kann, der nie wirklich bei einem in Verbindung war. Und dass Klarheit kein Ende bedeuten muss, sondern manchmal den Anfang der Rückkehr zu sich selbst. Zu dem Teil, der weich bleiben darf, auch wenn jemand anderes hart bleibt.











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