Bleib bei dir – vor allem dann, wenn’s schwer wird
- Sandra Maria
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen

Es gibt diesen Moment, kurz bevor alles kippt.
Ein Blick, ein Satz, ein Geräusch und plötzlich fühlt sich dein Körper an wie ein überhitztes Auto, das bergab rollt und dessen Bremsen quietschen.
In mir heißt dieser Moment: Oh shit, here we go again.
Jahrelang dachte ich, das sei das Zeichen, dass ich schnell handeln muss. Reagieren, fliehen, klären, retten. Heute weiß ich:
Der Moment bevor ich explodiere ist der Moment, in dem ich bei mir bleiben sollte.
Nicht schreien.
Nicht ghosten.
Nicht die Freundschaft ruinieren.
Nicht aus Angst handeln. Sondern:
Bleiben.
Atmen.
Fühlen.
Und ja: Das ist die schwerste Aufgabe, die ich kenne.
Dieses „Fühl einfach“ – als wäre das so easy
„Fühl sie, bleib hier und tue nichts.“ Dieser Rat klingt einfach. Fast schon esoterisch-elegant. Doch wer einmal mit Trauma-Triggern, ADHS-Impulsivität oder alten Bindungsmustern gearbeitet hat, weiß:
Nichts an intensiven Emotionen ist „einfach“.
Wenn Stress, Job, Beziehungen, Rejection Sensitivity und alte Muster gleichzeitig in dir in verschiedene Richtungen ziehen, fühlt sich „bei dir bleiben“ nicht nach Achtsamkeit an, sondern nach blankem Überleben. Manchmal schreit alles in dir nach einer impulsiven Reaktion, nur um diese innere Spannung loszuwerden.
Und trotzdem: Du hast eine Wahl. Nicht immer sofort. Nicht perfekt. Aber du hast sie.
Alles, was echten Wert hat, ist schwer
Ehrlich zu sein. Offen zu bleiben. Vulnerabilität zu zeigen. Vertrauen zu haben. Emotionen zuzulassen. Grenzen zu setzen. Liebe zu zeigen. Nichts davon ist bequem. Aber genau deshalb ist es wertvoll.
Heilung ist nicht dafür da, sich leicht anzufühlen. Heilung ist dafür da, dich frei zu machen.
Das spirituelle, emotionale, neuronale Workout
Emotionale Regulation ist kein Pretty-Instagram-Ritual. Sie ist ein Training: Achtsam, emotional, neuronal.
Mindful, weil du lernst, dich nicht länger mit deinen Emotionen zu verwechseln.Du fühlst Wut, aber du bist sie nicht.Du erlebst Angst, aber du bist nicht gefährdet.
Emotional,weil du bleibst, während alles in dir fliehen will.Weil du die Türen deines Systems nicht mehr zuschlägst, nur weil es laut wird.Weil du dich nicht länger für deine Gefühle schämst – du begleitest sie.
Neuronal, weil dein Gehirn jedes Mal neue Verbindungen baut, wenn du nicht in alte Muster zurückfällst. Neuroplastizität ist kein Konzept.Es ist dein Alltag, jede Woche, jeder Streit, jedes „Ich atme jetzt, bevor ich antworte.“
Es ist ein Training, das dich wachsen lässt. Es ist nicht immer nach außen sichtbar, aber innerlich revolutionär.

Es geht nicht ums Unterdrücken - es geht ums Zulassen
Viele verwechseln emotionale Regulation mit „cool bleiben“ oder „Gefühle im Griff haben“. Aber das ist nicht der Punkt.
Es geht nicht ums Wegdrücken. Es geht ums Durchfühlen.
Nicht um emotionalen Perfektionismus. Nicht um Selbstoptimierung. Sondern um das bewusste Zulassen und damit das Loslassen emotionaler Energie.
Damit sie dich nicht länger daran hindert dein Leben zu genießen. Damit du dich nicht mehr selbst verlässt, sobald es schwer wird.
Am Ende geht’s nicht darum, dass es leicht ist
Es geht darum, dass du bei dir bleibst. Still. Atmend. Wissend, dass du das aushältst. Dass du dich nicht mehr von jedem Gefühl mitreißen lassen musst. Dass du bei dir bleiben kannst, in Momenten, in denen du früher geflohen wärst.
Es ist nicht bequem. Es ist nicht instagrammable. Aber es ist Wachstum. Und es ist Freiheit.











Kommentare